OT: »Dwa księżyce« (1933)
Roman in Erzählungen
Aus dem Polnischen von Peter Oliver Loew
Nachwort von Anna Artwinska
249 Seiten, € 22 [D] | € 22,60 [A]
Gebunden, fadengeheftet und mit Lesebändchen
ISBN 978-3-945370-42-1
Maria Kuncewiczowa (1895–1989) setzte mit »Zwei Monde« dem Weichselstädtchen Kazimierz Dolny ein Denkmal. Als junge Frau hatte sie in der malerischen Stadt ein Haus entdeckt, »versunken in Gänsefuß und Brennnesseln«. Sie verliebte sich in den Ort, kaufte das Haus, pflanzte Malven, Kapuzinerkresse und Rosen und kehrte nach jahrzehntelanger Emigration in England und den USA später wieder dorthin zurück. In »Zwei Monde« nimmt Kuncewiczowa in zwanzig Kapiteln die Gesellschaft in Kazimierz Dolny in den Blick: Stimmungsvolle Porträts geben Einblicke in das Leben der Sommergäste und der ansässigen Bevölkerung – der Bettlerin Agata, der Schneiderin Walentyna, des blinden Hirten Michał und des jüdischen Eisenhändlers Mistig. Jedes Kapitel wirft ein Schlaglicht auf einen Teil der Bewohnerschaft, der Erzählreigen rundet sich zu einem Panorama des friedlichen Alltags in der Kleinstadt.
Maria Kuncewiczowa ist eine Meisterin der poetischen, leichthändigen Sprache. Nie beschönigt oder verharmlost sie – soziale und menschliche Missstände werden nicht verschwiegen –, doch gelingt es ihr, mit liebevollem, manchmal auch spöttisch-wissendem Blick auf die Verhältnisse dem Alltäglichen einen Zauber zu verleihen und auch kleinste Nebenfiguren in ihrem Kern zu erfassen. Die Dialoge schweben sommerbrisengleich, die Natur- und Wetterschilderungen sind von grandioser Beschreibungskraft. Peter Oliver Loews Übersetzung folgt der schwerelosen Magie von Kuncewiczowas Prosa und lässt die unwiderruflich versunkene Welt der Zwischenkriegszeit vor unseren Augen wiederauferstehen.
»Einen wahren Garten der Literatur breitet die Polin Maria Kuncewiczowa in ihrem Erzählungsband ›Zwei Monde‹ vor dem Leser aus. Ein Garten, in dem viel Wissen über die Natur und den Menschen steckt, und die allerfeinste Beobachtungsgabe. (…) Hoffnungen, Träume, Enttäuschungen spielen eine große Rolle in Kuncewiczowas Erzählungen, die sich dank wiederkehrender Charaktere auch als Roman lesen lassen.«
Judith Leister, SR2
»In poetischen, ja traumwandlerischen Bildern beschreibt Kuncewiczowa den kleinen Ort an der Weichsel und die Menschen, die ihn bevölkern. Die Intensität ihrer Sprache lässt einen die Sommerluft auf der Haut spüren, die Gerüche in die Nase steigen und den Menschen ganz nah kommen. (…) Auch wer das polnische Original nicht kennt, kann aus der literarischen Wucht der Texte schließen, dass Übersetzer Peter Oliver Loew herausragende Arbeit geleistet hat.«
Stephanie von Oppen, Deutschlandfunk Kultur Lesart
»Erstmals liegt nun Kuncewiczowas Prosaband ›Zwei Monde‹ in der stilsicheren Übersetzung von Peter Oliver Loew auf Deutsch vor. Kuncewiczowa erweist sich als feine Beobachterin des trägen Provinzlebens. (…) Der Erzählzyklus ›Zwei Monde‹ war für Maria Kuncewiczowa so wichtig, dass sie ein Exemplar der Erstausgabe aus dem Jahr 1933 unter dem Grundstein ihres Hauses in Kazimierz Dolny vergrub. Das malerische Städtchen wurde zu ihrem wichtigsten Bezugspunkt in Polen. Viel später schrieb sie rückblickend in ihrer Autobiografie: ›Befestigt mithilfe meiner eigenen Balken, fühlte ich mich schließlich in den Boden meines eigenen Landes hineingewachsen. Ich hatte drei Hunde, Apfelbäume, ein paar Eichen, viele Linden und meinen eigenen Ausblick auf die Weichsel.‹«
Ulrich M. Schmid, Neue Zürcher Zeitung
»Mit feuilletonistischer Grazie zeigt Maria Kuncewiczowa eine nicht unbeschwerte, aber anmutige Welt. (…) Zwei Welten begegnen sich in Maria Kuncewiczowas Roman, und über ihnen scheinen die ›Zwei Monde‹ des Titels. (…) Sie führt Stadt und Provinz zusammen, Künstler und Händler, Christen und Juden, Alte und Junge, Sehende und Blinde, Arme und Reiche. Männer und Frauen natürlich auch, und alle verspüren Hunger nach Metaphysischem, das sie zugleich fürchten. Kuncewiczowa spinnt zarte Netze über die Gegensätze hinweg.«
Jörg Plath, Frankfurter Allgemeine Zeitung
»›Zwei Monde‹ heißt Kuncewiczowas 1933 erschienene Sammlung mit zwanzig Geschichten, und diese handeln im Wechsel von denen da und uns. Uns: Das sind die Künstler und Tagträumer, die sich in der Nacht ihren Vergnügungen hingeben. Die anderen: Das ist die einfache Bevölkerung, die ihrem Tagwerk nachgeht und dem Leben wenig Freudvolles abtrotzen kann. (…) Kuncewiczowa hat dafür einen besonderen Blick, auch für das Mit- oder besser Nebeneinander der christlichen und jüdischen Bevölkerung, mit allen Vorurteilen und komplizierten Arrangements. Sie hat zudem eine ganz besondere Sprache dafür, brillant von Oliver Peter Loew ins Deutsche gebracht, zuweilen fast symbolistisch, nie beschönigend. Ihre poetischen Bilder sind hinreißend, sie lassen die Szenerie zuweilen unwirklich werden, schweben und ins Träumerische abgleiten; umso drastischer ist dann das Erwachen.«
Ulrich Rüdenauer, WDR3
»Mit leichter Hand erzählt Maria Kuncewiczowa vom Leben und von alltäglichen Begebenheiten der sehr unterschiedlichen Bewohner des Städtchens Kazimierz an der Weichsel in der Zwischenkriegszeit, als neben der ländlich-kleinstädtischen einheimischen polnischen und jiddischen Bevölkerung zunehmend die großstädtische, künstlerische Bohème – wie auch die Autorin selbst – das Landleben in der Sommerfrische für sich entdeckte. In zwanzig in sich abgeschlossenen Erzählungen, deren zahlreiches Personal trotz unterschiedlicher Lebenswelten miteinander verbunden ist, entsteht so ein farbiges, poetisches, aber nicht unkritisches Bild einer untergegangenen Welt.«
Lieselotte Jürgensen, ekz bibliotheksservice
»In ihrer Heimat Polen galt Maria Kuncewiczowa als Meisterin der poetischen, leichthändigen Sprache. Mit ihrem Roman ›Zwei Monde‹ setzte die bereits verstorbene Schriftstellerin Kazimierz Dolny ein Denkmal. (…) Eine lohnende Wiederentdeckung für alle, die psychologisch feine Beobachtungen mögen, für alle, die sich für diese Zeit und für Polen interessieren, und auch für jeden, der sprachliche Schönheit mag und den Sommer liebt. Dieses Buch ist etwas wirklich Besonderes. (…) Es wird ganz nah erzählt, aus dem Alltag heraus. Sehr überzeugend ist die alte Zeit dargestellt, die zwar vergangen ist, die man aber noch heute wiederfindet in den Dynamiken, in den Seelenlandschaften und in den Wetterlagen. (…) Peter Oliver Loews Übersetzung folgt der Magie von Kuncewiczowas Prosa.«
Katharina Döbler, rbb-Kultur