OT: A boldog ember, 1935
Aus dem Ungarischen und mit einem Nachwort von Timea Tankó
505 Seiten, € 27 [D] | € 27,80 [A]
Gebunden, fadengeheftet und mit Lesebändchen
ISBN 978-3-945370-40-7

Der glückliche Mensch

Zsigmond Móricz

Zsigmond Móricz (1879–1942) hat sein ganzes schriftstellerisches Werk der Beschreibung der ungarischen Landbevölkerung gewidmet. Mit dem Protagonisten György Jo. schuf er in »Der glückliche Mensch« einen Prototyp des unverwüstlichen, Tag für Tag im Dienst bei größeren Landbesitzern seinen Lebensunterhalt erwirtschaftenden Kätners. Dieser erinnert sich an die Freuden seines Aufwachsens, zwischen Amselnestern, Ackerkrume und Apfelernte, geprägt von Gelegenheitsarbeiten und alltäglichem Maisbrot mit Speck. Obwohl die sozialen Verhältnisse im Dorf immer weiter auseinanderklaffen, die Reicheren sich den verbliebenen Besitz der ärmeren auch mit unlauteren Mitteln unter den Nagel reißen und György und seine Mutter sich zunehmend beschränken müssen, findet dieser mit nie versiegendem Humor auch im arbeitsamen Alltag und beim abendlichen Tanzvergnügen mit den Mädchen aus der Nachbarschaft das Glück des einfachen, aber wahren Daseins.

Der schlichten Schönheit der mündlichen Erzählung Györgys kann man sich beim Lesen nicht entziehen. Man fiebert mit, wünscht sich, dass die Bemühungen um ein wenig Wohlstand erfolgreich sein mögen, und bangt bei seinen Abenteuern ums Gelingen. Timea Tankó bleibt in ihrer kraftvollen Übersetzung ganz nah am unverstellten Erzählton von Móricz und verleiht der Geschichte damit eine vor Erlebnislust und Bauernschläue nur so strotzende Lebendigkeit. Eines wird bei allen Rückschlägen dabei niemals verloren: die Hoffnung auf den nächsten Sonnenaufgang und einen weiteren Tag voller Möglichkeiten auf neues Glück.

»Dreißig Kapitel umfasst der Roman ›Der glückliche Mensch‹, alle sind als Gespräch des Redakteurs mit seinem Besucher vom Lande ausgewiesen. Aber anstelle von Gesprächen enthalten sie eine fortlaufende Ich-Erzählung. Es ist ununterscheidbar, was darin Aufzeichnung der Stimme von György Joó, was Übertragung in die Schrift durch den Redakteur ist. Klar ist jedoch, hier spricht ein moderner Roman nicht die Sprache der Großstadt, sondern die des Dorfes, der Provinz. (…) Im erhellenden Nachwort zu ihrer Neuübersetzung berichtet Timea Tankó, dass Zsigmond Móricz für ›Der glückliche Mensch‹ tatsächlich auf Unterredungen mit einem Verwandten aus der Provinz zurückgegriffen hat. 1932 war Móricz ein bekannter Autor, sein Roman wurde als Durchbruch zu einem avancierten literarischen Realismus gewürdigt. Kein Mord, kein Totschlag steht im Zentrum der Lehrjahre des armen György auf dem Dorf, sondern der Alltag in einer bruegelhaft dichten Fülle von Details.«

Lothar Müller, Deutschlandfunk Büchermarkt

»Der Roman ist ein kleines ländliches Welttheater, und die Übersetzerin Timea Tankó hat seinem Erzähler ein Parlando voller Wärme und Freude geschenkt, in der sich Anmut und Bitternis verschwistern. (…) Die Not prägt noch die Rahmenerzählung. Aus ihr erwächst der Roman, trotzt ihr mit erzähltem Glück und mit der Fülle eines zwar elenden, aber wachen Lebens. Mit Erzählglück.«

Jörg Plath, Neue Zürcher Zeitung

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Zsigmond Móricz

Zsigmond Móricz (1879–1942) wurde als erstes von neun Kindern eines armen Kleinbauern und einer Pastorentochter geboren. Als Kind lernte er die Armut auf dem Land kennen, doch da er großen Bildungshunger hatte, konnten ihn seine Eltern als Schüler in das Kollegium von Debrecen schicken. Sein Studium der Theologie und der Rechtswissenschaft brach er dann jedoch ab und arbeitete als Journalist in Budapest. Mehrere Sommer hindurch sammelte Móricz Volkslieder im Komitat Szatmár und hatte dabei die Gelegenheit, die Verhältnisse auf dem ungarischen Dorf, besonders das Leben der armen Landbevölkerung, intensiv zu erleben. 1908 wurde in der Zeitschrift Nyugat eine erste Erzählung von ihm abgedruckt, der eine Vielzahl an Romanen und Erzählungen folgte. Móricz nahm – entgegen den Strömungen der Literatur seiner Zeit – in ihnen mit einem ganz eigenen Realismus das Leben der armen Landarbeiter in den Blick und schilderte die Schwierigkeiten, sich angesichts individueller wie kollektiver gesellschaftlicher Widersprüchlichkeiten zu behaupten und in brutaler sozialer Not Menschlichkeit zu bewahren.

Timea Tankó

Timea Tankó wurde 1978 in Leipzig geboren und verbrachte ihre Kindheit in Ungarn und Deutschland. Sie studierte in Leipzig Kulturwissenschaften und Übersetzung (Französisch, Spanisch). Seit 2003 übersetzt sie ungarische Literatur ins Deutsche, u. a. Antal Szerb, Krisztián Grecsó, Miklós Vajda und István Kemény. 2021 wurde sie für Ihre Übersetzung von Miklós Szentkuthy mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet.

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