OT: »Aniara« (1956)
Aus dem Schwedischen von Lena Mareen Bruns
Mit einem Nachwort von Alex Schulman
179 Seiten, € 24 [D] | € 24,60 [A]
Gebunden, fadengeheftet und mit Lesebändchen
ISBN 978-3-945370-51-3
Harry Martinson (1904–1978) schrieb über das unermesslich Große und das stecknadelgroß Kleine, das Nahe und das Ferne – er ließ, so die Begründung für seinen Literaturnobelpreis 1974, »in einem Tautropfen den Kosmos sich spiegeln«. In »Aniara«, seinem legendären Weltraumepos in 103 Gesängen, begleitet er eine Gruppe von Menschen, die sich ihrem eigenen und dem Ende der Welt stellen müssen. Mit dem Raumschiff »Aniara« waren sie auf dem Weg zum Mars, wohin sie von der durch Atomkrieg und Ausbeutung unbewohnbar gewordenen Erde evakuiert werden sollten. Doch die »Aniara« ist außer Kontrolle geraten und taumelt nun mitsamt ihren Insassen durchs All. Ohne Ziel, ohne Aussicht auf Rettung. Und menschliches Leben wird nur noch möglich sein, solange die Sauerstoffreserven ausreichen.
Geschrieben vor dem historischen Hintergrund von Hiroshima und der Wasserstoffbombe, den Gräueln der Weltkriege und der Zerstörung der Natur, wirft Harry Martinson all seine poetische Kraft in die Waagschale, um uns tief in die spirituelle und existenzielle Verzweiflung der Menschen eintauchen zu lassen, die der versagenden Technik und den Auswirkungen ihrer eigenen Rücksichtslosigkeit ausgeliefert sind. Wie lässt sich in dieser Ausnahmesituation noch Trost, Sinn und innerer Friede finden? In grandiosen Bildern – mit poetischem Verständnis von Lena Mareen Bruns in ein facettenreiches, vielstimmig klingendes Deutsch gebracht – verdeutlicht Martinson uns die in unseren Händen liegende Verantwortung. Nie wurden Verlorenheit und die Konsequenzen unseres Handelns in schönere Worte gefasst.
»Beobachtungen und Reflexionen über solche Zustände des Zweifels, existenziell und spirituell, hat Harry Martinson in 103 Gesängen als Lyrik von großer suggestiver Kraft und imaginativer Wirkung, oft alternierend in Blankversen und solchen mit Binnen- und Endreimen, gestaltet. (…) Das Epos hatte einst erhebliche Resonanz in Schweden. Nun ist ›Aniara‹ erstmals vollständig in hervorragender deutscher Übersetzung erschienen und nachdrücklich zur Lektüre empfohlen.«
Hans-Dieter Grünefeld, Buchkultur
»Martinsons ›Aniara‹ ist eine absolute Ausnahmeerscheinung im Reigen der literarischen Weltraum-Odysseen. ›Aniara‹ ist eine Art Klagelied in 103 Versen mit spirituell-religiösen Anklängen über den Verlust der Erde mit ihrer einzigartigen Natur. Frappierend die kunstvolle Verknüpfung von Wissenschaft und Poesie. Dem bekennenden Buddhisten, Naturfreund und Seefahrer Martinson gelang hier ein metaphysisch-philosophisches Hohelied auf die Einzigartigkeit des Lebens, das nun zu verlöschen droht. (…) Mit seiner unterschiedlichen Metrik, den vielen Sprachspielen, der komplexen Zeitstruktur, seinen Wortschöpfungen und Anspielungen, u.a. auf die antike Dichtung, wie auch auf Erkenntnisse der Naturwissenschaften, ist seine Lektüre ein sehr anspruchsvolles, aber absolut lohnendes Unternehmen.«
Angela Gutzeit, Deutschlandfunk Kultur