OT: Cloud Howe (1933)
Aus dem schottischen Englisch von Esther Kinsky
Nachwort von Claire-Louise Bennett
340 Seiten, € 26 [D] | € 26,90 [A]
Gebunden, fadengeheftet und mit Lesebändchen
ISBN 978-3-945370-32-2
Lewis Grassic Gibbon (1901–1935) schrieb mit »Wind und Wolkenlicht« die Geschichte von Chris Guthrie aus »Lied vom Abendrot« fort. Nach dem Tod ihres ersten Mannes heiratet Chris den Idealisten Robert Colquohoun und zieht mit ihm und ihrem Sohn Ewan in die Kleinstadt Segget, wo Robert eine Pastorenstelle annimmt. Chris hadert mit ihrer Rolle als Pastorenfrau, die Sehnsucht nach der weiten Landschaft ihrer Kindheit, die ihr Freiheit und Ungebundenheit bedeutet, lässt sie nicht los. Gibbon entwirft in dem kleinstädtischen Segget eine Galerie eigenwilliger Charaktere: darunter der frömmelnde Postmeister MacDougall Brown, Klatschbase Ag Moultrie, Großbauer Dalziel und nicht zuletzt die Arbeiter der Jutespinnerei, die gegen unumstößlich scheinende Hierarchien aufbegehren.
Vor dem Hintergrund des gescheiterten Generalstreiks 1926 zeichnet Lewis Grassic Gibbon mit liebevoller, oft harscher Komik das Bild einer Gesellschaft im Netz von tradierten Privilegien und Unterdrückung. Die ungewöhnliche kollektive Erzählstimme treibt den Fluss der Geschichte voran und schaut den Figuren in die Köpfe. Klatsch, Gerüchte und persönliche Animositäten bestimmen in rhythmischen Satzketten, im Original teilweise im schottischen Dialekt, das Miteinander und stellen vor allem eines in Frage: historische Wahrheit. Esther Kinsky bietet in ihrer prachtvollen, vielstimmigen Übersetzung Klänge, Farben, Derbheiten und zarte Schönheiten des Deutschen auf, von denen wir gar nicht wussten. Es ist diese überwältigende, reiche Sprache, die im Roman die sozialen und politischen Spannungen einer Gesellschaft im Wandel überwindet.
»Es ist das Verdienst des kleinen, umso feineren Guggolz-Verlags, Grassic Gibbons ›große schottische Erzählung‹, eine Trilogie um die Bauerstochter Chris, vor einigen Jahren nicht nur aufgestöbert, sondern die Schriftstellerin Esther Kinsky mit der Übersetzung beauftragt zu haben. (…) Gibbons Sprache (und die Übersetzung Esther Kinskys) packt zu, ob jemand ›fuchtich wie ein Frettchen‹ ist, ein Gesicht hat ›wie ein stiller brauner Tümpel‹ oder ein falsches Lächeln, schnell ›abgezogen wie die letzte Rübe aus einem gefrorenen Feld‹. Die Hauptfiguren, Chris und ihren lungengeschädigten Pastor, aber zeichnet der Schotte immer wieder mit Zartheit, gar Poesie, zeigt ihnen Mitgefühl.«
Sylvia Staude, Frankfurter Rundschau
»Endlich kommt das deutsche Lesepublikum in den Genuss dieses teils grimmig-komischen, teils herzzerreißend-traurigen Romans (…) Keine Geringere als Esther Kinsky hat es unternommen, Gibbons schottisches Englisch in ein ganz eigenes Deutsch zu übertragen. Sie erweist sich dabei als kongenial, ganz im Sinne ihrer Auffassung von Übersetzung als eigenem Sprachkunstwerk.«
Julia Schröder, WDR Gutenbergs Welt
»Gibbons Romane sind lyrische Meisterstücke und unerreicht in der britischen Literatur.«
Ali Smith