OT: Pirej (1980)
Aus dem Mazedonischen von Benjamin Langer
Mit Nachworten von Benjamin Langer und Goce Smilevski
Illustration von Valeria Gordeew
445 Seiten, € 24 [D] | € 24,60 [A]
Gebunden, fadengeheftet und mit Lesebändchen
ISBN 978-3-945370-13-1
Petre M. Andreevski (1934–2006) hat mit »Quecke« den großen Roman über das Mazedonien zu Beginn des 20. Jahrhunderts geschrieben, in seiner Heimat ist er längst ein Klassiker und Schullektüre. In der ersten deutschen Übersetzung von Benjamin Langer erfahren nun auch wir vom Schicksal von Jon und Velika, einem Ehepaar aus einem kleinen Dorf in den Bergen, das von den Umbrüchen der mazedonischen Geschichte erfasst wird. Es ist die Zeit der Balkankriege, des Ersten Weltkriegs und der Jahre nach diesen einschneidenden Erfahrungen. Jon und Velika erzählen in immer abwechselnden Kapiteln von ihrem Leben – und zeigen, wie sie zwischen politischen Verwerfungen, Besitzansprüchen und Auseinandersetzungen fast zerrieben werden.
»Quecke« ist eine Erzählung von tragischem Ausmaß, in ihr nimmt der unablässige Kampf ums Überleben eine eigenartige Schönheit an. Es ist nicht nur die immer neu geschöpfte Hoffnung, die Widerstandskraft und die Fähigkeit, Schläge hinzunehmen und wieder aufzustehen – es ist auch die Schönheit der Einfachheit, der Landschaft, des täglichen Schuftens, die berührt und fasziniert. Andreevski hat in seinem ganz eigenen suggestiven Erzählton, nahe an mündlicher Rede, mit Jon und Velika Figuren geschaffen, die wie die Quecke für das mazedonische Volk stehen und eine tiefe Wahrheit vermitteln. »Quecke« lässt uns Leser viel über die Geschichte Mazedoniens erfahren und auch, dass es etwas gibt, das weit stärker ist als politische Interessen und nationalistische Kleinheit: die Liebe zu den Seinen und die unbändige Sehnsucht nach einem friedlichen Leben.
»Benjamin Langer hat ›Quecke‹ in ein knorriges, mal vorsichtig archaisierendes, mal lakonisches Deutsch mit einigen Austriazismen übertragen: ein ›Glütel‹ glimmt, auf dem ›Druschplatz‹ ›regenweht‹ es. Nicht nur der Alltag zwischen Feld und Kuhstall, auch die Geschichte als Verhängnis für jene, die inmitten glühender Nationalismen Emotionen noch gar nicht als Nation empfinden, wird so handgreiflich erfahrbar.«
Jörg Plath, Neue Zürcher Zeitung
»Dieser Roman ist Zeitmaschine und lebendiges Museum zugleich. Petre M. Andreevski nimmt den Leser mit in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, um von dort beginnend ein gewaltiges Familienepos zu erzählen. (…) Wenn man auftaucht aus der letzten Seite, hat man ein ganzes Zeitalter besichtigt. Ein großartiges, ein wunderbares Buch!«
Mirko Schwanitz, BR Diwan
»Diese düstere Geschichte, in der die Knochenmühle den basso continuo des gern ›Nation Building‹ genannten Geschehens gibt, erzählt Petre M. Andreevski außerordentlich kraftvoll, abwechslungsreich und in einer nie endenden Gegenwart (…) ›Quecke‹ beginnt mit dem Begräbnis von Velika Meglenoska. Ihr letzter, erst nach Jons Tod geborener Sohn Roden bittet den Trauzeugen seines Vaters, ihm von seinen Eltern zu erzählen. Duko Vendija schlüpft daraufhin abwechselnd in Velika und Jon und lässt sie erzählen. Diese Rahmenkonstruktion nutzt Petre M. Andreevski geschickt, um den Realismus des Dorfromans durch Elemente der Moderne und Postmoderne aufzubrechen.«
Jörg Plath, Lesart, Deutschlandfunk
»Was geschieht mit den kleine Leuten, wenn die Großen und Mächtigen gegeneinander Krieg führen? Es ist kein leicht konsumierbarer, aber ein großer Roman. (…) Überwältigend sind die Sprachbilder, mit denen vor allem Velika die existenziellen Abgründe ausdrückt. Petre M. Andreevskis Roman ›Quecke‹ ist eine Entdeckung, die sich nicht nur für Balkaninteressierte lohnt.«
Gisela Erbslöh, SWR2 Lesenswert
»›Quecke‹, dieser unglaubliche Roman über Mazedonien, ist seit seinem Erscheinen 1980 ein Klassiker. Kraftvoll erzählt Petre M. Andreevski darin die Geschichte von Jon und seiner Frau Velika, die ums Überleben kämpfen, während die umliegenden Staaten in den zwei Balkankriegen und dem Ersten Weltkrieg dem Land übel mitspielen. Moderne und postmoderne Elemente brechen den Bauernroman auf. Doch immer wieder triumphieren Lebenswitz und Verzweiflungsmut über die Zerstörung der dörflichen Welt. (…) Ein wunderbares Buch der Hoffnung.«
Jörg Plath, Deutschlandfunk Kultur
»Petre M. Andreevski war ein großartiger Erzähler und hat uns mit einem eindrucksvollen Mazedonien-Roman beschenkt. (…) Andreevski erweist sich als geschickter Roman-Gestalter und großartiger Erzähler, dessen ›balkanische‹ Sprachkraft an Ivo Andrić erinnert. (…) Die Übersetzung von Andreevskis ›ausgefeilter Kunstsprache‹ war nicht einfach, Benjamin Langer hat sie aber überzeugend geleistet.«
Sabine Neubert, Neues Deutschland