OT: Měsíc, 1920
Aus dem Tschechischen und mit einem Nachwort von Eduard Schreiber (Radonitzer)
Mit Zeichnungen von Valeria Gordeew
133 Seiten
Gebunden, fadengeheftet und mit Lesebändchen
€ 19 [D] | € 19,50 [A]
ISBN 978-3-945370-09-4
Jiří Mahen (1882–1939) war einer der scharfsinnigsten und gewitztesten Autoren der tschechischen Literatur, der spöttisch und poetisch immer auch gegen die Illusionslosigkeit der Existenz anschrieb. Seine Prosaphantasie »Der Mond« besteht aus dreißig kurzen dialogförmigen Texten, die den verschiedenen Mondphasen zugeordnet sind. Von der abnehmenden Sichel und dem Neumond über den zunehmenden bis schließlich zum Vollmond. Es finden sich geistreiche Anekdoten, philosophische Erörterungen, absurde Dialoge und Märchen von der Nichtigkeit menschlichen Lebens. Die Literatur wird darin verhandelt, aber auch die Politik, Geschichte, der Weltuntergang, die künstlerische Existenz und die Liebe. Jedem dieser Themen ringt Mahen – zart und treffsicher und scharfkantig – eine schlagende Pointe, eine überzeugende Einsicht, eine ungewöhnliche Perspektive ab.
Mahen betreibt ein poetisches literarisches Verwirrspiel: Der Prager Botschafter für das »Mondreich«, Algernon Moonshiner, hat angeblich Texte gesammelt, die das Interesse am »Mondreich« wecken sollen. Diese Texte lesen wir nun, wenn wir uns »Der Mond« vornehmen. Sie zeugen von einer überbordenden Erfindungskraft, von funkenschlagendem Witz. Jiří Mahen, der belesene Bibliothekar aus Brünn, knüpft an romantische Mondbetrachtungen und Reflexionen an, fügt ihnen allerdings eine nicht zu übersehende ernsthafte Ironie hinzu. »Der Mond« hat erheblichen Einfluss auf die nachfolgenden tschechischen Dichter ausgeübt; der schmale Band ist auch heute noch auf ungewöhnliche Weise anregend, schön und auch im wahren Wortsinn »wunder«-voll.
»Der Mond lebt. Und er spricht. In diesem feinen Geschichtenband, der in einer romantischen Literaturtradition steht, lässt er sich auf den Dialog mit einem Menschen ein (…) Diesen Meister der Sprache und der literarischen Fantasie kann man nun endlich kennenlernen, weil der kleine Berliner Guggolz Verlag, der sich dem Heben literarischer Schätze verschrieben hat, ihn in einer feinen Ausgabe vorstellt.«
Manuela Reichart, rbb Kulturradio
»Ein Feuerwerk der Einbildung, eine Siegesfeier der Illusion und eine scharfe Entgegnung zum allesbeherrschenden Rationalismus. (…) Dieses Buch ist eine Einladung zu einem Abenteuergang, der höher hinaufgeht als alle Vernunft. Man kann sich gegen eine solche imaginative Führung wehren, kann auf halber Strecke zurückbleiben und den Schmollmund des enttäuschten Logikers ziehen. Aber viel besser fährt man, wenn man mitgeht, sich verführen lässt von diesem Mond und seiner phantastischen Erzählung.«
Simon Strauß, Frankfurter Allgemeine Zeitung
»Wäre dieses unglaubliche Buch auf Französisch geschrieben, würden wir den Autor feiern wie Baudelaire oder Rimbaud. Doch Jiří Mahen war ›nur‹ ein Meister der tschechischen Sprache. Mahens ›Mond‹ ist weder Roman noch Poem, sondern eine geniale Prosafantasie. (…) Ein Buch über die Erstarrung unserer Existenz und das Dynamit unserer Träume. Düster, wunderschön.«
Mathias Schnitzler, Berliner Zeitung
»Mit dem Text ›Der Mond‹ des tschechischen Schriftstellers Jiří Mahen hat der renommierte Übersetzer Eduard Schreiber eine traumhafte Prosa vor dem Vergessen gerettet. (…) Die vordergründig unpolitische Poesie Mahens war zutiefst einem Leben in Freiheit, Selbstbestimmung und Würde verpflichtet. «
Volker Strebel, literaturkritik.de
»Große Literatur schaffen wohl nur vor allem die Melancholiker, wie Jiří Mahen einer war. (…) In die Höhe blickend, eine Tiefe ergründen, die mitunter schaudern macht.«
Irmtraud Gutschke, Neues Deutschland