Jiří Mahen (1882–1939), eigentlich Antonín Vančura, ist das dritte von dreizehn Kindern einer protestantischen Bäckersfamilie in Čáslav (Mittelböhmen). Die Mutter stirbt früh, der Vater heiratet ein zweites Mal. Als die Bäckerei schlecht läuft, nimmt der Vater eine Anstellung als Pastor der Gemeinde von Dubá in der Nähe von Česká Lípa an. Mahen absolviert das Gymnasium in Čáslav und Mladá Boleslav und veröffentlicht erste Beiträge in Studentenzeitschriften. 1902 beginnt er an der Philosophischen Fakultät der Prager Universität Tschechisch und Deutsch zu studieren. Er engagiert sich in Künstler- und Literaturzirkeln und arbeitet in sozialistischen und anarchistischen Zeitschriften mit. Im Kreis um S. K. Neumann trifft er auf Hašek, Gellner, Šrámek. Unter dem Pseudonym Mahen (das auf die Lektüre von Zolas »Germinal« und einen Druckfehler zurückgeht) beginnt er Dramen, Gedichte, impressionistische Erzählungen zu publizieren, die Einfluss auf den nach dem Ersten Weltkrieg entstehenden Poetismus, eine eigenständige tschechische Avantgarde, haben. Nach einigen Jahren als Mittelschullehrer geht er 1910 nach Brünn (Brno), arbeitet dort am Nationaltheater, das später ihm zu Ehren in Mahen-Theater umbenannt wird. 1921 ist Mahen einer der Begründer der Städtischen Bücherei Brünn. Zu seinen Freunden zählen die wichtigsten Autoren der Nachkriegsgeneration, F. Halas, V. Nezval, J. Seifert. 1937 wird er zum Direktor der Bibliothek und zusammen mit seiner Frau Karla eine zentrale Figur des Brünner Kulturlebens. Er leidet zunehmend an Depressionen; unter der bedrückenden Atmosphäre der deutschen Besetzung beschließt Jiří Mahen am 22. Mai 1939, seinem Leben ein Ende zu setzen.