OT: Tyttö taivaan laiturilla, 1951
Aus dem Finnischen von Maximilian Murmann
Mit einem Nachwort von Antje Rávik Strubel
154 Seiten, € 22 [D] | € 22,70 [A]
Gebunden, fadengeheftet und mit Lesebändchen
ISBN 978-3-945370-36-0
Eeva-Liisa Manner (1921–1995) ist heute vor allem als die Dichterin bekannt, die in den 1950er Jahren die Moderne nach Finnland brachte. 1951 schrieb sie einen Roman, der auf ihren Kindheitserinnerungen basiert. »Das Mädchen auf der Himmelsbrücke« ist eine tieftraurige, beglückende Erzählung über ein Mädchen, das sich allein gelassen und unverstanden fühlt und der Welt abhandengekommen ist: eine Erzählung voller magisch anmutender sprachlicher Schönheit, geprägt von existenziellem Schmerz und überwältigendem Einfühlungsvermögen. Die neun Jahre alte Leena streift einsam durch die Straßen von Viipuri, die damals noch finnische Stadt in Karelien, die später im sogenannten Winterkrieg von der Sowjetunion eingenommen wurde. Leena wächst bei ihrer Großmutter auf, die Mutter ist nur wenige Tage nach der Geburt gestorben. Von der unverständigen Lehrerin wird sie vor der Klasse vorgeführt, zu Hause bei der Großmutter findet sie keinen Halt – als Leena, von verführerischen Orgelklängen angezogen, in der katholischen Hyazinthenkirche das erste Mal mit Musik von Bach in Berührung kommt, erfährt sie eine so starke Erschütterung, dass ihr Leben nicht mehr bleiben kann wie zuvor.
Maximilian Murmann findet in seiner Übersetzung für das kindliche, zweifelnde Innenleben Leenas ebenso die richtigen Worte wie für die atmosphärischen Streifzüge durch die karelische Ostseestadt und die Offenbarung in der Musik. Tröstende Antworten auf die Fragen des Lebens liegen nicht in der Logik unseres Verstands, sondern im poetischen Raum von Kunst und Musik.
»Von der ersten Seite an ist Manners eigenwillige Stimme zu erkennen, die die Erwartungen der Leserinnen und Leser immer wieder unterläuft. (…) Eeva-Liisa Manner ist eine Zauberin des Wortes, die es ernst meint damit, für die ›magische Ordnung‹ eine Sprache zu finden. ›Das Mädchen auf der Himmelsbrücke‹ ist eine herausfordernde Lektüre, eine flirrende Geschichte voller Abzweigungen in die Wirklichkeit des Traums.«
Rainer Moritz, Die Furche
»Warmherzig und in bezaubernder Sprache vergrößert Eeva- Liisa Manner Leenas Erleben unter kindlichem Brennglas. (…) Dass die plastischen Tagträume von explodierenden Sonnen, beseelten Steinen und einem Wasserweg in den Himmel nicht zu einer leicht kitschigen Idylle werden, liegt an Manners genauem Blick auf die soziale Härte, Leenas einsames Unglück und der so poetischen wie glaubwürdigen Gestaltung einer kindlichen Psyche, die sich aussichtslos aus kalter Verzweiflung in schwerelose Zustände träumt.«
René Zipperlen, Badische Zeitung
»Eeva-Liisa Manner erzählt in ›Das Mädchen auf der Himmelsbrücke‹ von der tiefen Trauer eines verlassenen Kindes und spendet dennoch Trost. Und der liegt nicht zuletzt darin, dass sich der eigene Schmerz in Poesie fassen lässt. In seiner Auseinandersetzung mit Verlust, im Ringen um einen eigenen, poetischen Blick auf die Welt ist dieser Roman zeitlos schön. Dass er nun auch auf Deutsch entdeckt werden kann, ist ein großes Glück.«
Tino Dallmann, SWR2 lesenswert
»Ein wirklich aufreibendes, aber grandioses Erstlingswerk einer großen, wenn hierzulande auch noch nahezu unbekannten Autorin, das man nun, über 70 Jahre nach seinem Erscheinen, endlich entdecken kann.«
Caroline Franke, SZENE Hamburg
»Kann man sich in die Trauer hineinschmiegen wie in ein wärmendes Kleidungsstück? In ganz seltenen Fällen, wenn eine Autorin so gut, empathisch und stilsicher ist wie Eeva-Liisa Manner nämlich, dann gelingt das tatsächlich. Einen leuchtenden Glanz, eine magische Aura bekommt alles, was aus dieser Perspektive spielerisch anmutiger Traurigkeit angeblickt wird. (…) Dem Übersetzer Maximilian Murmann ist das Kunststück gelungen, diese kostbare Sprache in all ihrer prekären Leichtigkeit zu übertragen. ›Das Mädchen auf der Himmelsbrücke‹, ein Trost- und Jubelbuch von eisblumenhafter Schönheit.«
Darmstädter Jury Buch des Monats
»Eigentlich unglaublich, dass Eeva-Liisa Manner in Deutschland praktisch unbekannt ist und ihr Debütroman erst 71 Jahre nach Erscheinen und fast 30 Jahre nach ihrem Tod erstmals ins Deutsche übersetzt worden ist. Dafür glänzt diese präzise und poetische Übersetzung umso mehr und macht das Lesen von ›Das Mädchen auf der Himmelsbrücke‹ zu einer ästhetischen Freude. (…) Trotz oder gerade wegen der tiefen Melancholie des Romans bleibt nach der Lektüre ein Gefühl von Glück und Schönheit zurück.«
Irène Bluche, rbb Kultur