OT: Professor Hieronimus, Paa St. Jørgen, 1895
Aus dem Norwegischen von Christel Hildebrandt
Mit einem Nachwort von Gabriele Haefs
461 Seiten
Gebunden mit Lesebändchen
€ 24 [D] | € 24,60 [A]
ISBN 978-3-945370-07-0
Amalie Skram (1846–1905) hat als eine der ersten Autorinnen Skandinaviens in ihren Romanen, die alle auf ihrer Biografie basieren, moderne Frauenfiguren geschaffen. Sie erstarren nicht in den gesellschaftlichen Konventionen, sondern stemmen sich gegen die Missstände und die Unterdrückung durch die männlich geprägten und bestimmten Verhältnisse.
»Professor Hieronimus« erzählt die Geschichte der Malerin Else Kant, die sich nach einem Zusammenbruch in die psychiatrische Klinik von Professor Hieronimus begibt, um wieder zu Kräften zu kommen. Dort jedoch darf sie plötzlich keine eigenen Entscheidungen mehr treffen, muss sich den Regeln und dem Alltag in der Klinik fügen. Und auch die Entscheidung, wann sie wieder in ihr früheres Leben zurückkehren kann, liegt plötzlich nicht mehr in ihrer Hand. Else ist jedoch fest entschlossen, um ihre Selbstbestimmtheit zu kämpfen und ihre Würde zu bewahren. Dafür gibt sie fast alles auf, was ihr lieb erschien.
Amalie Skram schildert Else Kants existenziellen Kampf klar und schnörkellos und mit gespannten Nerven. Der Roman ist durchdrungen von leisem Humor und feinsten psychologischen Beschreibungen, vor allem aber von einer unbändigen Entschlossenheit, die 1894, als »Professor Hieronimus« erstmals erschien, keineswegs selbstverständlich war – und es bis heute nicht ist. Die kraftvolle, starke Protagonistin lehrt den Leser und die Leserin, sich nicht zaudernd in Unterdrückung und Ungerechtigkeit zu ergeben, sondern mit allem, was ihnen zur Verfügung steht, ihre Stimme zu erheben und ein ungebrochenes Rückgrat zu bewahren.
»Nach einem Zusammenbruch geriet die norwegisch-dänische Schriftstellerin Amalie Skram 1894 in die Mühlen der Psychiatrie. Ihr Roman ›Professor Hieronimus‹ über die Zustände erschüttert noch heute. (…) Währenddessen spazierte in Oslo Edvard Munch auf einer Anhöhe, als er jenen Angstanfall erlitt, den er in seinem epochalen ›Schrei‹ verarbeitete. Lokalhistoriker vermuten, dass Munch die Schreie der Geisteskranken aus dem nahen Asyl hörte, die sich mit Todesschreien aus dem benachbarten Schlachthof vermengten. Munchs ›Schrei‹ wurde zum Signum der Moderne, deren rationale Gesellschaft – wie in Skrams Roman – ein Universum der Verzweiflung und Verrücktheit birgt.«
Aldo Keel, Neue Zürcher Zeitung
»Skrams ›Hieronimus‹ ist nicht nur ein ›wichtiges‹, sondern auch ein im doppelten Sinne aufregendes, ergreifendes Buch. (…) Mit Ibsens naturalistischen Dramen kam die ›Frauenfrage‹ in die Literatur, Amalie Skram hat sie weitergeführt. (…) Nun liegt der Text in einer neuen Übertragung wieder vor, die den einerseits nüchtern-berichtenden, andererseits aufgebracht-verzweifelten Passagen der Hauptfigur gewissenhaft nachspürt.«
Peter Urban-Halle, Frankfurter Allgemeine Zeitung
»Nun liegt dieser wichtige Text in einer neuen Übersetzung wieder vor, die den einerseits nüchtern-berichtenden, andererseits aufgebracht-verzweifelten Passagen der Hauptfigur gewissenhaft nachspürt. (…) ›Professor Hieronimus‹ ist eine konkrete Kritik an den Zuständen, aber auch eine Kritik am Krankheitsbegriff selbst.«
Peter Urban-Halle, DeutschlandradioKultur